Vortrag von Michael Mertes zum israelisch-palästinensische Konflikt, zum Antisemitismus in Europa, zur muslimischen Judenfeindlichkeit

19.10.2024

Wachtberg/Villip: Der Saal im Hotel Görres war mit über 60 Personen gut gefüllt, die gespannt auf den Vortrag von Michael Mertes warteten. Der Zeitpunkt der Veranstaltung konnte auch nicht aktueller sein: Etwas mehr als ein Jahr nach dem Hamas-Massaker und im aktuellen Kontext der jüngsten besorgniserregenden Entwicklungen im Nahen-Osten.

Michael Mertes, Jurist, Staatssekretär a.D. und Publizist, leitete von 2011 bis 2014 das Auslandsbüro Israel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem, ist mit der Situation vor Ort bestens vertraut. Er berichtet daher mit großer Kompetenz und Hintergrundwissen.

Er machte deutlich, dass es – neben vielen anderen Aspekten – um regionale und globale Machtfragen geht. Michael Mertes: „Wir erleben zurzeit eine weltpolitische Konfrontation, in der Israel und der Nahe Osten lediglich ein Schauplatz von mehreren sind, wenn auch ein besonders wichtiger und sichtbarer“. Israel ist der engste Verbündete der USA in der Region, ist assoziierter Partner der Europäischen Union. Die Verbundenheit Israels zum Westen ist besonders dem iranischen Mullah-Regime ein gehöriger Dorn im Auge. Es ist die Frage, ob der Hamas-Terror auf Dauer beseitigt werden kann, solange der Iran und seine regionalen Verbündeten am Ziel der Vernichtung des jüdischen Staates festhalten.

Nach Auffassung von Mertes gibt es die Chance für eine nachhaltige Beilegung der Konflikte im Nahen Osten. Die wichtigsten sunnitischen Staaten – Ägypten und Jordanien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, Marokko und der Sudan – haben ihre Beziehungen zu Israel normalisiert oder sind bereit, diesen Schritt zu gehen. Gemeinsam mit Amerikanern und Europäern verfügen sie über genügend diplomatisches und wirtschaftliches Potenzial, um Israelis und Palästinenser wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.

Den Antisemitismus sieht er als globales Problem, aber auch mit besonderer Bedeutung für Deutschland. Fast täglich, so Mertes, gibt es Berichte über eine Zunahme antisemitischer Einstellungen, Vorfälle und Straftaten seit dem 07. Oktober 2023. Die jüdische Gemeinschaft in unserem Land erlebt zunehmend Hass, Mobbing und Gewalt. Diese gefährliche Entwicklung geht uns alle an: Sie greift die demokratisch freiheitlichen Fundamente unseres Staates an. Das oft zitierte Wort der „Staatsräson“ beschreibt, dass es nicht nur um unsere innere Sicherheit geht, sondern vor allem auch um die Selbstbehauptung unserer Demokratie, führt Michael Mertes aus. Dem Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion.
(Text: Senioren-Union Wachtberg)

Bild: v.r.n.l.: Dieter Braun dankt Michael Mertes für seinen bemerkenswerten Bericht
(Bild privat)