Massive Beschwerden wegen der Personenbeförderung in Wachtberg

08.04.2002

Gemeinde/ Stadt

Die Qualität der Personenbeförderung durch die RVK GmbH zwischen Niederbachem und Bad Godesberg sowie zwischen Ließem und Bad Godesberg vor Schul- und Arbeitsbeginn sei nicht akzeptabel. Zu dieser Schlussfolgerung kommt der Ließemer Kommunalpolitiker Teichner (CDU), nachdem sich erneut Fahrgäste beschwert haben. Teichner gibt den Beschwerdeführern nach eigenen Beobachtungen an den Grenzhaltestellen in Niederbachem, Ließem, Pech und Adendorf sowie an den Haltestellen Johanniskirche in Bad Godesberg und am Bahnhof Meckenheim Recht.

Teichner wirft der RVK GmbH vor, in der Morgenspitze zwischen 7 und 8 Uhr auf der Linie 856 und 857 nicht genügend Busse und Fahrer einzusetzen. Die zur Verfügung stehende Kapazität reiche noch nicht einmal aus, auch nur 50 % der Inhaber von Zeitkarten Sitzplätze anzubieten. Es bestehe ein Missverhältnis zwischen den verkauften Schülertickets und der bereitgestellten Anzahl von Bussen und Fahrern. Wegen der mangelhaften Ausstattung mit Fahrern und Standardlinienbussen könne die RVK-Verkehrsstelle Meckenheim ab Niederbachem zwischen 7 und 8 Uhr nur eine einzige Sammelfahrt mit drei Standardlinienbussen und einem Reisebus anbieten. Notwendig wäre aber gerade das Gegenteil, nämlich die Fahrten zeitlich bedarfsgerecht zu differenzieren, um auch die Haltestelle Bad Godesberg Johanneskirche zu entlasten. Etwa die Hälfte der Nieder- und Oberbachemer Schüler komme nach Teichner dort ca. 20 Minuten zu früh an, während die andere Hälfte der Schüler wegen der chronischen Verspätungen zu spät die Godesberger Innenstadt erreichen.

In Ließem würden gegenwärtig zwar zwei Abfahrten mit zusammen drei Standardlinienbussen angeboten. Die Busse seien nach Teichner aber auch dort bis in die Ein- und Ausstiegschächte besetzt. Die RVK GmbH könne nach Teichner eigentlich bereits einen Blumenstrauß für den letzten Berufstätigen kaufen, um ihn aus dem öffentlichen Nahverkehr zu verabschieden. Die Verantwortlichen dürften sich nicht wundern, dass der P+R – Parkplatz am ZOB in Berkum leer bleibt und niemand daran denkt, sein Fahrzeug abzustellen, um Busse zu benutzen.

Der Ließemer Kommunalpolitiker hat der Geschäftsleitung der RVK GmbH deshalb folgende Hauptforderungen übermittelt:

1. Der Reisebus ab Niederbachem wird umgehend durch einen Gelenkbus ersetzt. Die Fahrgäste haben kein Verständnis dafür, dass die RVK GmbH ihre teilweise neuwertigen Standardlinienbusse an die Stadtwerke Bonn vermietet und billigere Busse anmietet, die für den Linienverkehr ungeeignet sind. Solche Differenzgeschäfte sollten öffentliche Unternehmen nicht machen.

2. Die RVK GmbH fertigt mit Hilfe der Gemeindeverwaltung Wachtberg und der Schulen auf der Grundlage der verkauften Schülertickets eine Bedarfsanalyse vornehmlich für die Linien 856 und 857 zwischen Berkum und Bad Godesberg an und verzichtet künftig auf die primitive Füllmengenkontrolle nach dem Motto, es gehen aber noch einige Schüler in die Busse hinein.

3. Die Kapazität der Linie 856 ist in der Morgenspitze ebenfalls erschöpft, so dass eine akzeptable Beförderung nicht mehr möglich ist. Für die Fahrgäste Linien 856 und 857 aus Ließem, Gimmersdorf, Berkum, Werthhoven, Züllighoven, Ober- und Niederbachem werden in Richtung Bad Godesberg zusammen nur knapp 350 Sitzplätze angeboten, obwohl allein zwischen 100 und 110 Schüler jährlich die Grundschulen in Berkum und in Niederbachem verlassen und mit einem Beförderungsanspruch auf weiterführende Schulen in Bad Godesberg wechseln.

4. Die zweistündige Betriebspause zwischen 14,29 Uhr und 16.29 Uhr auf der Linie 856 - die Folge eines Planungsfehlers bei der letzten Fahrplanrevision - ist zu schließen, und zwar durch Regelfahrten ab Remagen – Ödingen. Der gute Wille, an Schultagen eine Fahrt einzulegen, reicht nicht. Die unwürdigen Kniefälle der Betroffenen mit der Bitte um sofortige Abhilfe müssen ein Ende finden.

5. Die Erwartung, dass sich der VREA – Verkehr des Ahrkreises und der Verkehr der RVK GmbH im Grenzgebiet zwischen NRW und RPf sinnvoll ergänzen werden, hat sich in Wachtberg nicht erfüllt. Es geht nicht an, dass beispielsweise der Busverkehr von Fritzdorf, Arzdorf und Adendorf zum DB - Bahnhof Meckenheim während der Schulferien in der Zeit zwischen 7 und 8 Uhr komplett eingestellt wird.

6. Gefordert wird auch eine Prüfung des Verkehrs zwischen Werthhoven und Berkum. Da sich die neue Linie 860 zwischen dem ZOB Berkum und Meckenheim Industriepark als extrem unwirtschaftlich erwiesen hat, muss auch die Umschichtung dieser Personenkilometer in die Prüfung einbezogen werden.

7. Die RVK GmbH nimmt unverzüglich Gespräche über die Öffnung ihres Verkehres für Wachtberger Hauptschüler aus Ließem, Gimmersdorf, Niederbachem und Oberbachem auf, nachdem die Linien 856 und 857 bereits heute von den Godesberger Hauptschülern an der Hauptschule in Berkum benutzt werden und richtet die dafür noch erforderliche Haltestelle am Schulzentrum ein.

8. Die RVK GmbH unterstützt alle Maßnahmen, die der Verbesserung der Sicherheitslage an der Haltestelle Johanneskirche in Bad Godesberg dienen.

Teichner beklagt, dass die Verantwortung für die Zustände unklar ist. Formal richte sich seine Forderung zwar an die Geschäftsleitung der RVK GmbH. Die Anteilseigner der RVK GmbH, darunter auch der Rhein - Sieg-Kreis und die Stadt Bonn, würden trotz ihrer Rechte als Miteigentümer aber dezent im Hintergrund bleiben. Die Stadt Bonn ersetze SWB-Busse durch RVK-Busse, während die RVK GmbH nur wenige Meter jenseits der Stadtgrenze zur Aufgabenbewältigung ihren „Volkssturm“ in Gestalt von Reisebussen aufbietet.

Teichner beklagt auch, dass die Bezirksregierung Köln seit der Bildung des Verkehrsverbundes ihre gesetzliche Überwachungsaufgabe weitgehend eingestellt hat, obwohl sich die Verbundgesellschaft gegenüber den Verbundunternehmen kaum durchsetzen kann. Finanziell wird nach Teichner auch die Solidarität der Bürger des Rhein-Sieg-Kreises bei der Finanzierung überstrapaziert, weil die Wachtberger über die Kreisumlage ständig zur Finanzierung des für sie weitgehend uninteressanten kommunalen Schienenpersonennahverkehrs herangezogen werden, ohne dass sie beim Busverkehr einen angemessenen Ausgleich erhalten.

(Verantwortlich: CDU Ratsfraktion)