Vom Flüchtlingslager zur Frauen Union

02.06.2015

Themengebiet: Frauen

Eine Wachtbergerin aus dem kurdischen Irak versucht mit eigener Erfahrung zu helfen

Als Susan Meinberg 1998 den kurdischen Nordirak verließ, hieß sie noch Susan Salim und war eine der wenigen alleinstehenden Frauen, die die Flucht wagen. Wie alle lieferte sie sich Schleusern aus, und über das, was sie dabei erlebte, möchte sie nicht reden. In Italien im Lager hielt sie es genau zwei Tage aus, dann reiste sie weiter nach Deutschland. Von da an wurde es besser, doch Susan weiß, dass sie viel Glück gehabt hat.

„Gott hat nette Menschen auf meinen Weg geschickt“, sagt sie. Im Wohnheim in Düren fühlte sie sich gut aufgehoben, und das Asylverfahren ging für sie als eine der ganz wenigen positiv aus. Doch als sie den Pass in den Händen hielt, ging es eigentlich erst los. „Integration ist kein Geschenk“, findet sie, „ich habe hart kämpfen müssen.“ Sie ist bewusst in eine Wohnung in einer rein deutschen Nachbarschaft gezogen.

Das Allerwichtigste für sie: die Sprache lernen, vom ersten Tag an. „Die Sprache ist der Schlüssel für alles.“ Dafür ist es wichtig, jemanden zum Reden zu finden, Nachbarn, Freunde. Das größte Glück war für Susan, als sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte. Mit seiner Hilfe gelang es ihr dann auch, endlich die Arbeitserlaubnis zu erhalten, um die sie drei Jahre lang aus rein bürokratischen Gründen vergeblich gekämpft hatte. Ihre erste Arbeitsstelle fand sie in einem Kindergarten. „Die Kinder haben mir viel beigebracht“, sagt sie.

In ihrer Heimat hat Susan ein Sport- und Pädagogikstudium abgeschlossen, und eigentlich wollte sie auch in Deutschland studieren, aber das geht auch nur mit Arbeitserlaubnis. Ihr Arbeitsanerkennungsprozess dauerte zehn Jahre lang. „Jetzt bin ich zu alt, um Sport zu unterrichten, dafür bin ich politisch aktiv. Ich möchte gern das Leben in der Gemeinde mitgestalten.“

Sie ist CDU-Mitglied und setzt sich in Wachtberg für Flüchtlinge ein, wobei sie allen Beteiligten gegenüber kritisch ist. „Hier sind drei Seiten gefordert“, sagt sie: „Die Flüchtlinge, die etwas tun müssen, für das, was sie bekommen; die Gemeinde, die nicht vergessen darf, dass es hier um Menschen geht und nicht nur um Verwaltung; und die Bevölkerung, auf deren Unterstützung jeder Flüchtling angewiesen ist. Das Entscheidende dabei: gegenseitiger Respekt.“

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