Gemeinde/ Stadt
Ein Tag gelebte Demokratie im Austausch mit den christlichen Kirchen in Wachtberg
Am Reformationstag lud die CDU-Wachtberg zu einer ungewöhnlichen Premierenfeier. Zum ersten Mal diskutierten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche auf einer CDU-Veranstaltung in Wachtberg mit Christdemokraten und Bürgern über christliche Werte in Politik und Gesellschaft. Mehr als 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung zum Dorfsaal im Wachtberg-Gimmersdorf gefolgt.
NRW-Staatssekretär a. D. Michael Mertes stellte in seiner Einführung die philosophischen und theologischen Grundlagen dar, die bis zum heutigen Tage die abendländische Tradition prägen. Zugleich beschrieb und kommentierte er das heutige Verhältnis von Kirche und Staat und die aktuellen Religions-Diskussionen. Hierbei stellte er die provokante Frage, ob sich die „Modelle Volkspartei und Volkskirche in der Krise“ befinden.
An dieser Stelle war es Mertes wichtig, darauf hinzuweisen, dass die CDU keine Partei nur für Christen wäre. Die CDU stehe vielmehr allen Menschen offen - ganz gleich welcher Konfession sie angehören. Grundlage sei jedoch, dass man sich der Würde, Gleichheit und Freiheit des Menschen verpflichtet fühle.
Der evangelische Pfarrer Günter Schmitz-Valadier und der katholische Pfarrer Hermann Josef Zeyen freuten sich über die Einladung des CDU-Vorsitzenden Stephan Zieger zu dieser Veranstaltung. Es sei schön, so Schmitz-Valadier, dass man uns noch soviel zutraut und hier die Kirchen angefragt werden. Zeyen betonte, dass die „Freiheit voneinander und die Freiheit füreinander ein großer Wert seien.“ So hätte er auch nicht das Gefühl, dass die Kirche als Bundesagentur für Werte diene, wie Erzbischof Robert Zollitsch schon zutreffend angemerkt habe. Die Kirchen und Religionen leisten jedoch einen wichtigen Beitrag, insbesondere bei den Vorrausetzungen, die der Staat selbst nicht schaffen kann. Kern christlichen Denkens sei die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, so Zeyen. Schmitz-Valadier ergänzte, dass zugleich die Erlösungsbedürftigkeit dem Menschen wesentlich sei.
Die drei Diskutanten fesselten zwei Stunden ihre gespannte Zuhörerschaft. Die Themen reichten von „Ist Religion Privatsache?“, „heißt christlich gleichzeitig immer konservativ“, „gibt es einen Entfremdungsprozess zwischen Kirche und CDU?“, „sollte Schluss sein mit der staatlichen Bevorzugung der Kirchen?“, „gehört der Islam zu Deutschland?“ bis hin zu „wie gehen wir um mit einer schrumpfenden Anhängerschaft?“. Auch moralische Fragen standen auf der Tagesordnung. So fragten sich die Redner, wie die Präimplantationsdiagnostik (PID) einzuschätzen sei oder ob man einen Auslandseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan begründen könne. Wachtberger Themen fanden ebenso Platz wie die Frage warum sich das Bistum Köln aus Trägerschaften von Kindergärten und Schulen zurückziehe. Pfarrer Zeyen wies an dieser Stelle auf die Personalengpässe und schrumpfenden Einnahmen der Kirche hin.
Am Ende der beherzten Talkrunde bedankten sich die Diskutanten und appellierten, dass der hier gezeigte gute Wille und das positive Miteinander fortgeführt werden sollen. Schmitz-Valadier bat zum Schluss die Politiker: „Bitte prägen Sie weiterhin Politik in christlicher Weise.“
Neben der beschriebenen Diskussionsrunde informierte Wachtbergs Bürgermeister Theo Hüffel über die erfolgreiche Vermeidung eines Nothaushalts in Wachtberg. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hartmut Beckschäfer beschrieb die Themen im Rat des letzten Jahres und lobte die Zusammenarbeit mit der UWG.
Zum Abschluss des sechsstündigen CDU-Tages erzählten Friedrich Schreyer, Hans Thelen und Karl Schmitz als CDU-Männer der ersten Stunde in Wachtberg, wie es seinerzeit zuging. Amüsant und äußerst unterhaltsam wussten die drei Vorstandmitglieder des ersten Wachtberger CDU-Gemeindeverbandes manche Anekdote aus dem Jahre 1969 und den Folgejahren zu erzählen. Man erfuhr warum „Keller, Kneipen und Kommunalpolitik“ zusammengehören. Hans Thelen erläuterte, dass manche Idee im kleinen Kreis in seinem Keller ausgeheckt wurde. Diese wurde dann kontrovers in den Kneipen diskutiert eh’ die Initiative in die Kommunalpolitik einfloss. Zu Anfang waren die Dörfer nicht begeistert von dem neuen Gemeindeverband. Friedrich Schreyer schilderte bilderreich die anstrengende Überzeugungsarbeit. In der Kommunalpolitik gab es häufig Koalitionen querbeet zu den herkömmlichen Parteizugehörigkeiten. In den Dörfern hieß es häufig, „Lass den mal machen, der ist gut“. So dominierten zuweilen charismatische Persönlichkeiten und nicht die bloße Parteizugehörigkeit die Wahlentscheidung. Karl Schmitz gab zudem augenzwinkernd zu, dass die schönsten Töpfe, die schönsten Äpfel und die schönsten Frauen, aus Adendorf kommen - damals wie heute.
Am Ende des CDU-Marathons wünschten sich viele eine Fortsetzung der unterhaltsamen Erzählungen. Leider musste punktum 17.00 Uhr ausgezählt werden. Das Ergebnis: Im Laufe des Tages hatte eine große Mehrheit der CDU-Mitglieder Norbert Röttgen zu ihrem neuen NRW-Landesvorsitzenden gewählt. Bei einer Wahlbeteilung von 66,5 Prozent im Rhein-Sieg Kreis stimmten 1.083 CDU-Mitglieder für Armin Laschet und 3.383 für Norbert Röttgen.
(Verantwortlich: CDU Gemeindeverband Wachtberg)
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