Die Eurokrise ist noch nicht ausgestanden

05.03.2012

Ex-Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer zu Gast bei der Senioren Union Wachtberg

Ein volles Haus bei der Senioren Union Wachtberg. Ca. 150 Gäste konnte der Vorsitzende Reinhard Hertz zum Vortrag von Ex-Bundesbankchef Prof. Hans Tietmeyer zur Euro- und Schuldenkrise im Hotel Dahl, Niederbachem begrüßen.

Tietmeyer gab einen spannenden Einblick in die Geschichte der europäische Währungs- und Finanzpolitik der letzten Jahrzehnte und schlug einen Bogen von den Anfängen der D-Mark über die Einführung des Euros bis hin zur aktuellen Krise. Er kritisierte die häufig sehr vereinfachende Berichterstattung und Diskussion zu Eurokrise. „Die Probleme und deren Ursachen seien vielschichtiger als uns so mancher Kommentar und manche Talkrunde einreden will. Die Situation in Griechenland sei nicht vergleichbar der von Portugal. Die Ursachen der Krise in Irland seien anders gelagert als in Spanien“ so Tietmeyer.

Es gibt auch keinen Königsweg, der uns aus der Krise wieder herausführt. Die von der Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen gehen aber in die richtige Richtung. Der Brand werde gelöscht, was noch fehlt sei die Stärkung des Fundaments, auf dem der Euro dauerhaft stehen kann“ so Tietmeyer und ergänzt: „ Ich gebe Frau Merkel uneingeschränkt Recht, wenn sie sagt, dass das Ende des Euros auch das Ende Europas wäre“.

Den Weg aus der Krise skizziert Tietmeyer, indem er eine Konsolidierungspolitik fordert, die zu einem Schuldenabbau führt und Möglichkeiten für Investitionen und Wachstum schafft. Die viel diskutierten Eurobonds lehnte Tietmeyer als Lösung für die Schuldenkrise strikt ab, weil sie das Haftungsprinzip gänzlich außer Kraft setzten.

Tietmeyer hält es für eine Illusion und eine Sonntagsforderung, auf eine politische Union zu setzen. Zu verschieden seien die Interessenlagen und Mentalitäten der Nationalstaaten. Auch die Forderung nach einer Fiskalunion als Lösungsansatz sei solange unrealistisch, wie keine hinreichenden Kontrollmöglichkeiten geschaffen würden.

Ein wichtiger Schritt wäre nach Ansicht Tietmeyers daher jetzt die Aufsicht zu verstärken, indem ein von der EU-Kommission unabhängiges Statistisches Amt auf den Weg gebracht werde und zugleich einer unabhängigen Expertengruppe die Möglichkeit gegeben werde, die Bilanzen der Mitglieder zu prüfen und zu publizieren. Dies sei eine Lehre aus Versäumnissen in der Vergangenheit, als sowohl die Politik als auch die Finanzmärkte alle Signale einer sich anbahnenden Krise missachteten.

(Verantwortlich: Senioren Union Wachtberg)